Das Glück ist grau, braun und gescheckt

Esel-Liebe in Brandenburg

Woher kommt meine Leidenschaft für Esel? Als Kind war mein Lieblingsbuch „Mein Esel Benjamin“, immer schon hat es mich zu den flauschigen Wüstentieren hingezogen, und offensichtlich bin ich damit nicht allein. In den letzten Jahren kamen mehrere Esel-Romane auf den Markt. Esel halten oder mit Esel wandern, wird immer beliebter. Auch ich hatte lange die romantische Vorstellung: So einen Esel im Garten halten, das wäre doch schön.

Falsch gedacht. Wer sich wirklich mit der Haltung von Esel befasst, merkt schnell, dass das kein Ponyhof ist. Besonders eindrücklich wird das, wenn man ein Seminar besucht, wie das der „Grundlagen der Esel- und Mulihaltung“ vom Verein Eselfreunde im Havelland.

Nach zwei Stunden Einführung von Christine Möller, Leiterin und gute Seele des Vereins, wird mir klar: Esel brauchen sehr viel Zuwendung. Sie zeigen Schmerzen nicht wie Pferde, sondern leiden still. Das heißt, um zu erkennen, wie es dem Eselfreund geht, muss man ihn oder sie sehr gut kennen und sich viel mit ihm beschäftigen. Nur einmal die Woche am Stellplatz vorbeischauen, das funktioniert nicht. Gut, dass es Menschen, wie Christine gibt, die sich seit Jahren mit Eseln auskennt und jeden Esel der 26-köpfigen Herde auseinanderhalten kann. Ganz ehrlich – das ist mir (noch) ein Rätsel.

Zu finden sind die Esel – groß klein, alt, mittelalt – in Paaren/Glien. Dort werden sie gepflegt und versorgt, wie es für Esel richtig ist. Wer irgendwo liest, „Hier können Sie Äpfel oder Möhren für Esel erwerben“, um sie zu füttern, scheint es nicht gut mit den Eseln zu meinen. Denn Esel sind Wüstentiere und dürfen nur Heu und Stroh und Gehölze bekommen. Außerdem sind Mineralfutter und Salz wichtig.

Hochleistungsgräser sind nichts für Esel. Sie werden sonst meistens zu fett, bekommen Stoffwechselprobleme und damit einhergehend Hufrehe. Das ist eine sehr schmerzhafte Krankheit und muss ein Leben lang beobachtet werden. Hufpflege ist demnach für Esel sehr wichtig. Sie müssen täglich gesäubert oder kontrolliert werden.

Auch das Thema Reiten auf Eseln ist eher ein No-Go und für viele neu. Reiten sollte auf Eseln vermieden werden, es sei denn das Körpergewicht ist angemessen und der Esel hat keine Rückenprobleme. Ob das Gewicht von Kindern beispielsweise angemessen ist, kann man ausrechnen anhand des Körpergewichts des Esel – 20 Prozent des eigenen Gewichts dürfen sie tragen.  

Viel mehr Spaß macht es allerdings doch, mit den Tieren auf Wanderschaft zu gehen. Dabei sollte nur beachtet werden, dass die Tiere nicht ständig fressen (siehe obere Problematik). Zudem sind viele Pflanzen giftig für Esel, wer sich damit nicht auskennt, sollte vorsichtig sein.

Auch sind Esel, wenn sie gesund sind, sehr gute Zugtiere, wissbegierig und verspielt. Nicht alle natürlich – jeder hat seinen eigenen Charakter – aber viele. Parcours können einstudiert, oder mit Bällen gespielt werden.

Da viele Esel jedoch schlechte Erfahrungen gemacht haben, müssen diese erst mal behutsam umsorgt werden. Bei den Eselfreunden im Havelland kommen einige Paten, die sich mit den Eseln beschäftigen. So wissen die Betreiber des Vereins, dass für die Esel gesorgt ist. Außerdem kann man dort einen Bundesfreiwilligendienst und ein freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren.

Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber wer mehr wissen will, dem empfehle ich das Buch von Melanie Golz und Christine Möller, die Eselfreunde im Havelland und die Interessengemeinschaft für Esel- und Mulifreunde in Deutschland.

Ich habe an zwei Tagen Seminar sehr viel über Esel gelernt, besitze jetzt einen Eselführerschein und berichte demnächst von meiner neuen Patenschaft.

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